Gebrauchtes Werkzeug: Wo es Sinn macht und wo nicht

(Aktualisiert am 16. Januar 2024)

Gebrauchtes Werkzeug für die eigene Werkstatt - ja oder nein?

Gebrauchtes Werkzeug für die eigene Werkstatt – ja oder nein?

Gebrauchtes Werkzeug zu kaufen, gerade wenn es um Markenwaren geht, hat schon seine Vorteile. Sie sollten aber gerade dann ganz genau hinsehen. In manchen Fällen ist durchaus sinnvoll, gebrauchtes Werkzeug zu verwenden, in anderen keinesfalls. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie bei solchen Entscheidungen vor allem achten sollten.

Gebrauchtes Werkzeug ist attraktiv

Gebrauchtes Werkzeug - zum Beispiel eine alte Axt

Gebrauchtes Werkzeug – zum Beispiel eine alte Axt

Hand aufs Herz: Wenn man so durch die Gänge seines bevorzugten Baumarktes wandert, stellt man doch neben der schieren Vielfalt auch immer wieder eines fest:

Der Spaß kann richtig ins Geld gehen.

Auf der anderen Seite jedoch kennen wir alle eBay und seine Verwandten. Vielleicht sogar tut sich so mancher Heimwerker auf Aktionsplattformen um, auf denen nach Insolvenzen die Betriebsmittel von Handwerksfirmen unter den Hammer kommen.

Und was man da sieht, kann schon sehr attraktiv sein, zumal man gerade bei den Sachen von Profi-Unternehmen ja weiß, dass da kein günstiges Baumarktwerkzeug verwendet wird.

Doch macht es Sinn, sein wohlgeplantes Werkzeug-Sortiersystem durch gebrauchtes Werkzeug zu füllen? Und wenn ja, wo?

Je einfacher desto besser – mit einem Haken

Gebrauchtes Werkzeug - zum Beispiel eine alte Bohrmaschine

Gebrauchtes Werkzeug – zum Beispiel eine alte Bohrmaschine

Fangen wir zunächst mal beim Grundsätzlichen an. Handwerkszeug, das keine Motoren hat, das keine Antriebe benötigt und auch sonst aus nur wenigen, vielleicht gar keinen beweglichen Teilen besteht. Bestes Beispiel, der gute alte Schlosserhammer, Beißzange und Co.

Tatsächlich haben wir hier schon einen guten Bereich, in dem gebrauchtes Werkzeug einzusetzen, sinnvoll ist. Das hat einen einfachen Grund:

Das wichtigste Kriterium, nach dem man sich für gebraucht oder neu entscheiden sollte, ist die Verschleißwahrscheinlichkeit.

Nehmen wir dazu wieder den Hammer in die Hand. Der kann vom Vorbesitzer über viele Jahre regelrecht misshandelt worden sein, dann tauscht man zur Sicherheit den Stiel gegen einen neuen aus und der Klumpen Stahl, denn mehr ist es ja nicht, ist nach ein paar Runden mit der Drahtbürste wieder einsatzbereit.

Allerdings kommt hier der in der Zwischenüberschrift versprochene Haken: Bei diesen simplen Werkzeugen ist es eine Tatsache, dass es

  1. praktisch gar keine für den Heimwerker messbaren Unterschiede in der Qualität zwischen hochpreisigem Profiwerkzeug und solchem auf Heimwerker-Niveau gibt. Einfach ausgedrückt, ein Hammer ist ein Hammer.
  2. aufgrund dessen auch bei brandneuem Werkzeug kaum einen preislichen Unterschied macht. Ob man sich jetzt einen gebrauchten Hammer für fünf, dazu einen Ersatzstiel für drei oder gleich einen ganz neuen Hammer für zehn Euro kauft, ist letztendlich gleich.

Sprich, klar kann man bedenkenlos zuschlagen, aber es wird finanziell nicht wirklich viel bringen.

Vorsicht bei Klingen!

Allerdings müssen wir dieser Grundregel der einfachen Werkzeuge schon ein großes Aber anfügen, das erste, um genau zu sein. Es geht um Klingen. Also Äxte, Beile, solche Sachen. Hier sollte man bei gebrauchtem Werkzeug unheimlich vorsichtig sein. Denn auch wenn es nicht so wirken mag, selbst eine schwere Spaltaxt ist, was die Wärmebehandlung ihrer Schneide angeht, ein Präzisionswerkzeug.

Bloß zerstören viele Vorbesitzer diese Präzision. Sie schärfen mit etwas Pech nur im falschen Winkel. Und wenn sie es richtig falsch machen, nutzen sie dazu Bandschleifer, Flex oder anderes motorgetriebenes Werkzeug. Ersteres sorgt dafür, dass man lange mit einer Feile den korrekten Winkel wiederherstellen muss, letzteres hingegen zerstört meist das Werkzeug. Der Stahl verliert ob der hohen Reibungshitze von Flex und Co. seinen präzise austarierten Härtegrad. Er wird dadurch zu weich, hält keine anständige Schärfe mehr. Ein Fall für den Altmetallsammler. Denn um eine Klinge mit Motorwerkzeug zu schleifen, braucht man schon viel, viel Erfahrung.

Bei ehrlicher Betrachtung sollte man deshalb Klingen tendenziell eher nie gebraucht kaufen, man kennt einfach nicht deren Vorgeschichte und merkt gerade die Hitzeschäden erst beim Arbeiten.

Vorsicht bei Maßhaltigkeit!

Und hier kommt auch das zweite Aber. Es gilt für alles, das zwar mit großer Kraft benutzt wird, aber auf Genauigkeiten von einem Millimeter oder weniger kommen muss. Nüsse für die Knarre, Maulschlüssel, als Paradebeispiele. Zwar ist es eine Tatsache, dass Autowerkstätten und Co. meist aus genau dem Grund sehr teure Schlüssel anschaffen, weil die Werkzeuge a) maximal maßhaltig sein müssen und b) dies über einen langen Zeitraum bleiben sollen.

Bloß: Auch teure Oberklasse-Schlüssel überstehen ein hartes Arbeitsleben auch nicht ewig. Was nützt einem ein Satz von 30 Maulschlüsseln, den man für zehn Euro erworben hat, wenn die alle nicht mehr maßhaltig sind und einem Schrauben und Muttern runddrehen?

Hier gilt: Nur dann gebraucht kaufen, wenn man einen Messchieber mitbringen und auch ablesen kann und so direkt an den Werkzeugen sicherstellen kann, dass sie maßhaltig sind. Sie sind es? Zugreifen, hier gibt es viele Schnäppchen.

Und was ist mit Elektrowerkzeug?

Stellt sich natürlich die Frage, was mit den ganzen Boschs, Makitas und DeWalts dieser Welt ist, sprich, den Elektrowerkzeugen. Denn gerade hier steckt im Gebrauchtkauf ja auf den ersten Blick eine richtig gute Möglichkeit, nicht nur zwei-, sondern oft sogar dreistellig oder noch mehr zu sparen.

Hier, so muss man es sagen, kommt es im höchsten Maß darauf an, was es für ein Werkzeug ist, wer der Vorbesitzer war und wie alt es ist. Nehmen wir mal einen Bohrhammer. Sollte man den von einer Baufirma gebraucht erwerben? Definitiv nicht. Dabei muss man davon ausgehen, dass er schon viele tausend Stunden Vibrationen durchhalten musste und dementsprechend höchstwahrscheinlich das Schlagwerk ausgeleiert ist. Da sollte man sich dieses Tool im Neuzustand besorgen, schon um Garantie/Gewährleistung zu haben.

Doch wie sieht es denn mit einem Akkuschrauber aus, den jemand privat bei eBay einstellt? Mit einer Stichsäge, einem Tellerschleifer usw.? Da sieht es ein bisschen anders aus. Grundsätzlich sollte man sich bei akkubetriebenem Werkzeug keine Sorgen machen, erst recht nicht, wenn es sich um Lithium-Ionen-Akkus handelt. Für Marken-Tools kann man immer neue Akkus bekommen, die sind praktisch Verschleißmaterial. Und bei den Lithium-Stromtanks gibt es auch so gut wie gar nicht den berüchtigten Memory-Effekt, den der Vorbesitzer durch falsches Laden hätte auslösen können.

Allerdings sollte der Vorbesitzer einem zumindest grob sagen können, wie lange er das Werkzeug schon hat und was er damit machte. Alter ist zwar weniger ein Faktor, aber es zählt eben auch hier, wie viel jemand damit gewerkelt hat. Wer etwa, nachdem er sein Haus gebaut und da alle Trockenwände verschliffen hat, seine Schleifmaschine veräußert, dem kann man das Gerät problemlos abnehmen, da steckt noch viel „Leben“ drin.

Fazit

Gebrauchtes Werkzeug zu kaufen ist nicht so optimal, wie mancher Sparfuchs glaubt. Letzten Endes kommt es bei Tools wie Autos immer darauf an, wie pfleglich jemand damit umgesprungen ist und vor allem wer es benutzte. Solange sichergestellt ist, dass nichts ausgeleiert oder potenziell (durch Fehlbehandlung) verschlissen ist, kann man zugreifen. Aber ist das nicht der Fall, sollte man lieber in den sauren Geld-Apfel beißen und sich Neugeräte anschaffen – so viel teurer sind die für sich genommen oft nicht.

Bildquellen:

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