Ein Bad ohne Fliesen und Fugen

(Aktualisiert am 20. Juli 2023)

Ob mit oder ohne Fliesen - ein Bad soll pflegeleicht und einfach zu reinigen sein.
Ob mit oder ohne Fliesen – ein Bad soll pflegeleicht und einfach zu reinigen sein.

Vieler Bauherren oder Heimwerker stehen irgendwann einmal vor der Entscheidung: Welche Fliesen nehme ich? Welche Fugenfarbe passt hierzu? Die Fliese gehört zum Bad, ein Bad ohne Fliesen passt nicht in die gedankliche Welt. Und doch ist dies möglich. Alternative Materialien machen es möglich. Das fugenlose Bad.

Voraussichtliche Lesedauer: 9 Minuten

Was ist eine flüssige Fliese?

Ein Bad ohne Fliesen ist möglich, indem man Mikrozement verwendet. Kennen Sie noch nicht? Nun, für Mikrozement gibt es eine Menge Bezeichnungen. Sichtbeton, Beton Ciré, die englischen Bezeichnungen „Microzement“ beziehungsweise „Microcement“ oder eben „flüssige Fliese“ sind geläufige Synonyme. Dabei trifft es Letzteres besonders gut, soll die Spachtelmasse doch Fliesen ersetzen. Die Masse selbst ist eine Mischung aus Polymeren und feinen Additiven (Zuschlagstoffen), welche eine äußerst dünne und langlebige Beschichtung ohne Fugen erzeugt. Diese Beschichtung ähnelt poliertem Beton oder Tadelakt und verleiht Räumen ein ästhetisch ansprechendes Aussehen. Um einen Vergleich mit der bewährten Fliese anzutreten, müssen die Kriterien definiert werden. Diese sind Widerstandsfähigkeit, Pflege und Optik.

Minimalistisches Bad mit grauen Wänden und Betonboden.
Minimalistisches Bad mit grauen Wänden und Betonboden.

Die Beständigkeit der Oberfläche in einem Bad ohne Fliesen

Sowohl Beton Ciré als auch Fliesen zeichnen sich durch ihre außergewöhnliche Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit aus. Bei Fliesen werden die technischen Eigenschaften beispielsweise nach dessen Bruchkraft, der Biegefestigkeit und die Beständigkeit gegenüber Dampf und Frost unterteilt. Käufer müssen sich daher meist für eine Belastungsgruppe entscheiden. Fliesen gelten allgemein als robust, sind allerdings anfälliger für Risse, insbesondere wenn schwere Gegenstände darauf fallen. Das Entfernen eines solchen Defektes gestaltet sich schwierig, denn die Fliese muss ausgetauscht werden.

Ganz ohne Fugen repariert sich´s leichter

Dies ist bei einem Bad ohne Fliesen, statt dessen mit Mikrozement, einfacher. Eine etwaige Beschädigung kann man durch Abschleifen, Verspachteln, Grundieren und Neuversiegeln beseitigen. Kleinere Beschädigungen lassen sich auch mit einem speziellen Cleaner reparieren. Im Gegensatz zu einem Fliesenboden besitzt die gespachtelte Oberfläche keine Fugen. Also kein Material das Verschmutzen und ein unansehnliches Erscheinungsbild hinterlassen kann. Dies macht Beton Ciré äußerst pflegeleicht und einfach zu reinigen. Darüber hinaus ist die Oberfläche durch seine dünne Beschichtung widerstandsfähig gegen Abnutzung und hält den Belastungen des Alltags stand.

Bad ohne Fliesen – die tägliche Pflege

Die Pflege und Reinigung sind bei beiden Varianten unkompliziert. Aufgrund der fehlenden Fugen ist ein Bad ohne Fliesen, ausgestattet mit einer Mikrozement-Oberfläche, einfacher zu reinigen. Milde Reinigungsmittel genügen, auf aggressive Mittel kann man verzichten. Und hierzu gehören auch Schmutzradierer, grobe Reinigungsbürsten, Reiniger auf Chlor- oder Essigbasis. Diese Mittel können die Versiegelung beschädigen.

Das entstandene Ambiente

Die Optik liegt im Auge des Betrachters und dennoch geht der Trend bei Fliesen seit vielen Jahren zu immer größeren Modellen. Damit wird die Anzahl an Fugen reduziert und das Ambiente wirkt aufgeräumter. Somit kann man bei einer Renovierung direkt auf Fugen verzichten. Der Grad der Individualisierung ist bei Fliesen deutlich größer, denn diese variieren nicht nur in Farbe und Struktur, sondern auch in Größe, Form und Materialanmutung. Besondere Exemplare wirken wie Bahnschwellen in Holzoptik, andere imitieren Metalle oder erzeugen eine Natursteinoptik. Mikrozemente können in unterschiedlichen RAL- und NCS-Farbtönen erstellt werden, zudem lassen sich Effekte einarbeiten. Die Optik wirkt allerdings immer homogen und „einheitlich“.

Ein fugenloses Bad ohne Fliesen gestalten

Beim Verputzen des Badezimmers gibt es unterschiedliche Möglichkeiten und Arten. Generell kann man zwischen mineralischem Putz und Kunstharzputz unterscheiden. Mineralischer Putz verwendet mineralische Stoffe wie Kalk oder Zement als Bindemittel. Der Vorteil von Kalk und Zement besteht darin, dass sie Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können, was ihnen den Beinamen diffusionsoffene Putze beschert. Ihre natürliche, alkalische Zusammensetzung schützt sie vor Schimmel und Pilzbefall. Ein Nachteil des Mineralputzes ist jedoch, dass er zu Rissen neigen kann. Wird der mineralische Putz in einem Bad ohne Fliesen allerdings versiegelt, ist dieser sogar als Feuchtraum geeignet.

Obwohl das Badezimmer oft als Feuchtraum bezeichnet wird, ist es nach Definition eigentlich ein Raum mit normaler Luftfeuchtigkeit und somit für die gängigen mineralischen Putze geeignet. Räume wie Großküchen, öffentliche Schwimmbäder, Duschräume und Saunas hingegen werden tatsächlich als Feuchträume bezeichnet. (ISO Definition) Das normale Badezimmer kann also durchaus mit einem mineralischen Putz verputzt werden. Es sollte jedoch überlegt werden, ob an den Stellen, an denen Spritzwasser auftritt, zusätzlich gefliest oder der Putz speziell behandelt werden sollte, zum Beispiel mit einer wasserfesten Beschichtung, Imprägnierung oder Wachs. Mit ausgefallenen Spachteltechniken und Farbpigmenten kann dem Badezimmer neues Leben eingehaucht werden. Eine weitere Möglichkeit für ein fugenloses Badezimmer ist die Verwendung von Kunstharz, beispielsweise im Duschbereich. Kunstharz ist äußerst wasserundurchlässig.

Kalkputz für ein Bad ohne Fliesen

Kalkputz kann Feuchtigkeit ebenfalls aufnehmen und abgeben und bietet einen ausgezeichneten Schutz vor Schimmel, da Pilze auf der sauberen Oberfläche des Kalkputzes keinen Nährboden finden. Eine besondere Form des Kalkputzes ist der Tadelakt, der aus Marokko stammt. Dieser Putz aus Muschelkalk lässt sich in mehreren Schichten auftragen, schleifen, polieren und mit Olivenölseife behandeln. Das Ergebnis ist eine wasserfeste und seifenresistente Oberfläche mit marmorierter Optik. Zu den Kalkputztechniken gehören beispielsweise Stucco Veneziano, Spatolato und Marmorino. Mit Kalkputz lassen sich auch verschiedene Effekte erzielen, beispielsweise eine Beton-Optik.

Zementputz und Gipsputz

Zementputz ist äußerst beständig gegen das Eindringen von Wasser und eignet sich sogar als Duschwand. Allerdings ist Zementputz aufgrund seiner Härte nicht so flexibel und kann Risse bilden. Um der Rissbildung vorzubeugen, empfiehlt sich eine ausgiebige Untergrundbehandlung. Selbst Gipsputz kann man für ein Bad ohne Fliesen und Fugen verwenden. Solange er nur gelegentlich mit Feuchtigkeit in Kontakt kommt und danach wieder abtrocknen kann, stellt Feuchtigkeit für den Gips noch kein Problem dar. Er sollte jedoch nicht dauerhaft nass werden, da Gips sonst bröckelt und an Stabilität verliert.

Kunstharzputz für ein fugenloses Bad

Kunstharzputz verwendet, wie der Name schon sagt, Kunstharz als Bindemittel. Dadurch erhält dieser automatisch eine wasserabweisende Wirkung und Wasserdampf. Ein weiterer Pluspunkt ist seine Elastizität und Flexibilität, die eine Rissbildung verringert. Je nach Hersteller besteht Kunstharzputz zu 80 % aus mineralischen Bestandteilen und zu 20% aus Bindemitteln und Lösungsmitteln. Sein größter Vorteil, seine Undurchlässigkeit, kann aber auch zum Nachteil werden. Wenn Feuchtigkeit und Nässe nicht in den Putz eindringen können, lässt sie sich auch nicht nach außen transportieren. Die Oberflächen sind praktisch hermetisch abgeriegelt, Feuchtigkeit kann nicht mehr entweichen. Die Atmungsaktivität, insbesondere bei älteren Gebäuden, ist deutlicher geringer und kann zu Schimmelbildung führen.

Fliesen entfernen oder nicht?

Putze lassen sich meist auf alten Fliesenwänden aufgetragen, wenn der Untergrund ok ist. Die Fliesen und Fugen des Untergrund dürfen nicht locker sein oder Schimmel aufweisen. Durch die darin möglicherweise eingeschlossene Feuchtigkeit könnten sich negative Auswirkungen verschlimmern. Was man manchmal noch mit bedenken sollte, ist folgendes: Wenn Sie darauf verzichten, die alten Fliesen vor dem Verputzen zu entfernen, verkleinert sich das Badezimmer etwas. Je nach Schichtdicke dürfte diese Verkleinerung allerdings kaum ins Gewicht fallen.

Geflieste und fugenloses Bad – Kosten vergleichen

Die Kosten für die Umsetzung eines Badezimmers durch einen Fachbetrieb variieren erheblich zwischen einer gefliesten und einer fugenlosen Variante. Beim Verfliesen liegt der ungefähre Handwerkerkostenpreis bei 75 Euro pro Quadratmeter, während beim Verlegen fugenloser Materialien rund 150 Euro pro Quadratmeter anfallen. Allerdings variieren die Preise für Fliesen stark, diese Ausgaben sind bei fugenlosen Materialien meist bereits inkludiert. Dadurch entsprechen die Kosten eines fugenlosen Bads in etwa denen eines hochwertigen klassischen Badezimmers mit Fliesen. Fliesenpreise liegen bei etwa 40 € pro Quadratmeter, ähnlich viel kostet Mikrozement auch. Der wesentliche Unterschied liegt jedoch in den Kosten für die Umsetzung und den erhöhten Planungsaufwand bei einem fugenlosen Bad. Eine sorgfältige Planung und Ausführung ist besonders wichtig. Alle Übergänge müssen garantiert dicht und die Versiegelung muss gründlich erfolgen.

Mögliche Nachteile eines fugenlosen Bades

  • Bei der Gestaltung eines fugenlosen Badezimmers steht man vor diversen Herausforderungen. Eine davon ist die Auswahl der Materialien, die für den langfristigen Gebrauch geeignet sind. Die Auswahl ist gegenwärtig noch vergleichsweise begrenzt.
  • Ein weiterer Punkt, der bei der Umgestaltung eines Badezimmers berücksichtigt werden sollte, ist der Kostenfaktor. Im Vergleich zu traditionell gefliesten Bädern kann die Installation alternativer Materialien teurer sein. Es ist wichtig, dies im Vorfeld zu bedenken und das Budget entsprechend anzupassen.
  • Naturmaterialien können besonders empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren. Dadurch kann es zu Farbabweichungen kommen, die manchmal das Gesamtbild des Badezimmers beeinträchtigen. Es ist wichtig, sich dieser möglichen Veränderungen bewusst zu sein und gegebenenfalls auf Alternativen zurückzugreifen.
  • Eine perfekte Abdichtung im Bereich der Dusche ist unerlässlich, um Wasserschäden zu vermeiden. In einigen Fällen kann es notwendig sein, auf eine bodengleiche Dusche zu verzichten, um eine optimale Abdichtung zu gewährleisten. Ebenso ist die gründliche Abdichtung der Duschwände mit Silikon ist ein wichtiger Schritt, um Wasserschäden zu verhindern. Es erfordert sorgfältige Arbeit und Präzision, um die gewünschte Qualität zu erreichen.

Fazit – Bad ohne Fliesen und Fugen

Es ist wichtig, sich dieser potenziellen Herausforderungen bewusst zu sein und sie in die Planung eines Badezimmerumbaus einzubeziehen. Mit der richtigen Vorbereitung, angemessenen Budgetierung und der Unterstützung von Fachleuten wird sichergestellt, dass das Endergebnis allen Erwartungen entspricht und eine langfristige, funktionale und ästhetisch ansprechende Lösung entsteht.

  • Ein Bad ohne Fliesen und Fugen liegt im Trend, da so ein ganzheitlicher Look entsteht.
  • Die Umsetzung für ein solches Projekt ist allerdings recht komplizierter und erfordert Erfahrung.
  • Das Risiko von Rissen in der Oberfläche ist höher, es lässt sich nur durch eine fachgerechte Installation vermeiden.
  • Die Materialienauswahl ist begrenzt.
  • Preislich liegt die Installation eines fugenlosen Bades höher als bei traditionell gefliesten Bädern.

Quellen:

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